Heute erscheint Rainer Zitelmanns Buch: „Psychologie der Superreichen. Das verborgene Wissen der Vermögenselite“ im FinanzBuch Verlag. Der aktuelle „Spiegel“ widmet ihm vier Seiten: „Vielleicht hat es einen wie Zitelmann gebraucht, um erstmals so nah an jene heranzukommen, deren Vermögen sich mindestens auf einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag beläuft.“ Wallstreet-online sprach mit Rainer Zitelmann.
Wallstreet-online: Herr Zitelmann, Sie haben schon ein Buch zum Thema „Reich werden und bleiben“ geschrieben. Was ist neu an Ihrem aktuellen Buch „Psychologie der Superreichen“?
Rainer Zitelmann: Als ich „Reich werden und bleiben“ schrieb, suchte ich dafür nach wissenschaftlichen Untersuchungen über Reiche. Ich merkte jedoch rasch, dass es kaum wissenschaftliche Analysen dazu gibt. Eine Ausnahme war das Projekt „Vermögen in Deutschland“ an der Uni Potsdam, das jedoch nur Personen mit einem einstelligen Millionenvermögen in den Blick nahm. Für mich war das der Anstoß, mich dem Thema nun wissenschaftlich zu nähern.
Wallstreet-online: Mit welcher Personengruppe haben Sie sich befasst?
Rainer Zitelmann: Ich habe 45 Personen interviewt, die ein mindestens zwei- bis dreistelliges Nettomillionenvermögen haben. Die Mehrheit von ihnen besitzt zwischen 30 Millionen und einer Milliarde Euro und hat dieses Vermögen aus eigener Kraft in erster Generation erwirtschaftet.
Wallstreet-online: Sie sehen einen Schlüssel in der Erklärung, warum manche Menschen sehr reich werden und andere nicht, in deren Persönlichkeit. Warum?
Rainer Zitelmann: Es zeigte sich, dass beispielsweise die Bildung nicht entscheidend für die Reichtumshöhe war. Auch die soziale Herkunft ist nicht entscheidend, denn die meisten kommen aus ganz normalen Mittelschichts-Familien. Zwar ist der Anteil derer, bei denen der Vater selbstständig war, höher als in der Gesamtbevölkerung. Entscheidend ist jedoch, dass es zahlreiche mentale Gemeinsamkeiten zwischen den Personen gibt, die ich interviewt habe. Darum geht es in dem Buch.
Wallstreet-online: Der erste Teil Ihres Buches ist nicht gerade leicht verdaulich: Da wird ausgiebig die amerikanische Unternehmerforschung dargestellt sowie der Stand der Reichtums- und der Eliteforschung.
Rainer Zitelmann: Das ist für denjenigen, der sich für den wissenschaftlichen Hintergrund, die Methode und den Forschungsstand interessiert – das gehört bei einer Dissertation dazu. Der Leser, der sich für die Ergebnisse interessiert, kann das problemlos überspringen und gleich beim Hauptteil anfangen, der sich sehr leicht liest.
Wallstreet-online: Nennen Sie mal einige Punkte, in denen sich die Superreichen von vielen anderen Menschen unterscheiden.
Rainer Zitelmann: Ein Beispiel: Die meisten Menschen neigen dazu, bei Niederlagen und Rückschlägen äußere Bedingungen dafür verantwortlich zu machen, vielleicht auch die Gesellschaft oder andere Menschen. Bei den Superreichen ist es anders. Die meisten mussten ernsthafte Krisen durchstehen und Rückschläge verkraften. Aber sie geben die Schuld daran ausschließlich sich selbst – und nicht anderen. Das ist ein Unterschied.
Wallstreet-online: Sie bezeichnen die Superreichen als Nonkonformisten…
Rainer Zitelmann: Vielen macht es richtig Freude, sich gegen die Mehrheitsmeinung zu stellen. Einer meinte: „Wo Mainstream ist, da ist nicht viel zu holen.“ Ein Milliardär, den ich interviewt habe, gebrauchte ein schönes Bild – hier ein wörtliches Zitat aus dem Interview: „Es gibt also das schöne Beispiel, wenn eine Kuhherde auf eine Weggabelung kommt und auf der linken Seite ist die grüne Wiese und da gibt es eine Kuh, die auf die weniger grüne Wiese, auf die fast vielleicht ein bisschen abgegraste Wiese geht. Und auf der anderen sind natürlich, sagen wir, 100 Kühe, die diese schöne Wiese abgrasen im Nu und die andere hat die Wiese, wo weniger drauf ist sozusagen, weniger Gras, aber kann in Ruhe und gemächlich da ihrem Graskonsum da nachgehen.“
Wallstreet-online: Sie zitieren in dem Buch sehr ausführlich und lange aus den Interviews…
Rainer Zitelmann: Ja, und ich habe keine Silbe an den Zitaten geändert, nicht einmal sprachlich geglättet. Das Wichtigste an dem Buch ist, dass der Leser das Denken der Superreichen aus erster Hand kennenlernt. Nicht nur meine Interpretation. Daher war es mir wichtig, dass sie sehr, sehr ausführlich selbst zu Wort kommen. Außerdem finde ich, dass sich das leichter liest und das Buch bei allem wissenschaftlichen Anspruch unterhaltsam macht. Manchmal muss man auch schmunzeln, wenn man die Zitate liest.
Wallstreet-online: In vielen Reichtums-Ratgebern wird empfohlen, sich schriftliche Ziele zu setzen, also aufzuschreiben, wann man wie viel Geld haben will. Haben Ihre Interviewpartner das auch so gemacht?
Rainer Zitelmann: Diese Empfehlung geht auf Napoleon Hill zurück, der den Klassiker „Denke nach und werde reich“ geschrieben hat. Und in der Tat gab es viele Interviewpartner, die genau so handelten: Sie haben irgendwann den Entschluss gefasst, reich zu werden und schreiben sich regelmäßig ihre Ziele auf, visualisieren diese auch. Aber das trifft keineswegs für alle zu. Auch das ist eine Erkenntnis meiner Studie: Es gibt viele Wege zum Reichtum.
Leseproben aus dem Buch und Pressestimmen finden Sie unter: http://psychologie-der-superreichen.de/