Im Land der Ahnungslosen

Erschienen am 22. April 2013

Die beliebtesten „Geldanlageprodukte“ sind das Sparbuch und das Girokonto, berichtet die IMMOBILIEN ZEITUNG vom 18.4.2013. Geldanlagen???

Neulich ergab eine Statistik im europäischen Vergleich, dass kein Volk in Europa so arm ist wie die Deutschen. Das Vermögen pro Kopf ist überall höher – in Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich usw., von den USA ganz zu schweigen. Kein Wunder. Die Mehrheit der Bundesbürger meidet konsequent alle Anlagen, mit denen überhaupt auch nur eine Chance besteht, Vermögen aufzubauen und Geld zu verdienen. Die Deutschen besitzen so wenig Immobilien wie (außer den Schweizern) niemand in einem vergleichbaren Land der Welt. Auch die Quote der Aktienbesitzer ist im internationalen Vergleich sehr gering.

Wer sein Geld auf dem Sparbuch und dem Girokonto liegen lässt, macht zwar der Bank eine Freude, hat aber nicht die geringste Chance, sein Vermögen zu vermehren oder auch nur erhalten. Mit „Geldanlage“ hat das daher genauso viel zu tun wie ein Waldspaziergang, ein Paar Strümpfe oder eine Torte. Deshalb ist es schon falsch, in einem Fragebogen Begriffe wie „Girokonto“ als „Geldanlage“ abzufragen.

Sicher besteht kein Land auf der Welt aus lauter cleveren Anlageprofis. Aber in anderen Ländern ist entweder die Immobilien- oder die Aktienquote deutlich höher – und daher auch das Vermögen der Menschen.

Zu Recht hat der BVI kürzlich angeregt, Geldanlage solle in der Schule gelehrt werden. Zuerst einmal müsste man dafür allerdings die Lehrer ausbilden, denn ich fürchte, heute würden die Lehrer den Kindern das Gleiche beibringen, was schon ihre Eltern getan haben: Geh‘ auf „Nummer sicher“ und entscheide dich für Spareinlagen, Bausparverträge usw.

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