Die Insolvenz von Golden Gate hat mich nicht gewundert. Gewundert hatte ich mich vor einigen Jahren, als auf einmal Immobilienunternehmen begannen, Geld für Anleihen einzusammeln, von denen ich nie zuvor im Leben gehört hatte. Ich erinnere mich noch, wie bei einer BERLINER IMMOBILIENRUNDE ein Anleiheemittent das Geschäftsmodell seines Unternehmens vorstellte und alle Teilnehmer (also: Immobilienprofis) mit dem Kopf schüttelten, weil niemand verstand, wie man Investoren dafür gewinnen konnte. Können Sie sich noch an die WGF erinnern? Auch hier war eigentlich für jeden zu erkennen, dass das Geschäftsmodell nicht aufgehen konnte.
Das Problem: Da viele Investoren keine Ahnung von Immobilien haben, können sie oftmals obskure Geschäftsmodelle nicht von seriösen Firmen unterscheiden. Wenn sie ihr Geld verlieren, schadet das dann insgesamt den Immobilienanleihen, die grundsätzlich natürlich eine sinnvolle Anlageform sind. Viele Investoren verstehen jedoch nicht einmal den Unterschied zwischen einer Anleihe, mit der ein Bestandsportfolio finanziert wird, eine Anleihe, mit der sich ein Immobilienunternehmen finanziert und einer Anleihe für eine Projektfinanzierung. Alle drei werden mit dem Begriff „Immobilienanleihe“ bezeichnet, aber der Sammelbegriff verbirgt die wesentlichen Unterschiede.
Manchmal handelt es sich im Grunde genommen einfach um Mezzanine-Finanzierungen, für die der Projektentwickler normalerweise 12 bis 15 Prozent zahlen müsste – und die er dann bei einer Anleiheemission für die Hälfte bekommt. Und oftmals handelt es sich lediglich um eine gefährliche Wette auf die Wertschöpfung.